Schlusserklärung des grenzübergreifenden Treffens von Amazon-ArbeiterInnen – Poznan, März 2019

Das achte internationale Treffen von Amazon-ArbeiterInnen fand vom 15 bis zum 17. März statt. Mehr als fünfzig ArbeiterInnen und UnterstützerInnen aus Spanien, Frankreich, Polen und Deutschland und von sechs Gewerkschaften trafen sich in Poznań, um Informationen auszutauschen und weitere gemeinsame Aktionen zu planen:

  • Wie beim letzten Treffen entschieden, wurden das erste Mal systematisch Informationen gesammelt über alle beteiligten FC und die Arbeitsbedingungen dort.
  • In Poznań wurde die Kampagne „Kein Rattenrennen“ gegen die Feedbacks und hohen Arbeitsvorgaben gestartet. FC in anderen Ländern wollen die Kampagne übernehmen. Im Zuge der Kampagne verteilten TeilnehmerInnen des Treffens Flugblätter während des Schichtwechsels vor dem FC in Poznań.
  • Ein Fokus der Diskussion war der Einsatz von Zeitarbeit bei Amazon. In Polen und Spanien setzt Amazon weiterhin ZeitarbeiterInnen ein mit sehr kurzen Arbeitsverträgen (manchmal lediglich zwei Wochen). In Deutschland wurde vor fünf Jahren weitgehend erfolgreich gegen die Zeitarbeit gekämpft. Informationen über die erfolgreichen Strategien wurden ausgetauscht. Der internationale Einsatz von Zeitarbeit zieht Druck auf die Löhne und Arbeitsbedingungen in allen Ländern nach sich. Aus Protest gegen den Einsatz von Zeitarbeit wurde vor der Firmenzentrale der Zeitarbeitsagentur Adecco in Poznań eine Kundgebung abgehalten (siehe ein Video dazu unter: https://vimeo.com/326854438).
  • Es gab eine kontroverse Diskussion über die Forderung nach einem einheitlichen europäischen Lohn. Amazon-ArbeiterInnen machen überall dieselbe Arbeit, und nicht mal das  lokal unterschiedliche Preisniveau rechtfertigt die großen Lohnunterschiede. Es wurde jedoch auch die Frage gestellt, ob die Forderung nach einem europäischen Lohn strategisch Sinn macht.

Am Ende des Treffens wurden folgende Punkte entschieden:

  • Die Kontroverse über den einheitlichen europäischen Lohn und die Strategie von Amazon, die ArbeiterInnen in den verschiedenen Ländern gegeneinander auszuspielen, zeigt, dass die internationale Organisierung von Amazon-ArbeiterInnen eine gemeinsame, langfristige Strategie braucht. Bis zum nächsten Treffen wird eine Diskussion darüber in kleinen Gruppen vorbereitet.
  • Die Sammlung von Informationen über Amazon in verschiedenen Ländern wird fortgeführt.
  • Es wird weitere Besuche von Amazon-Beschäftigten in anderen FC in Europa geben.
  • Das nächste Treffen wird vom 27. bis 29. September in Leipzig stattfinden.

Niemals zuvor nahmen so viele Beschäftigte aus so vielen Ländern am grenzübergreifenden Treffen von Amazon-ArbeiterInnen teil. Die Tatsache, dass ArbeiterInnen aus so unterschiedlichen Gewerkschaften wie SUD-Solidaire aus Frankreich, CGT aus Spanien, Ver.di aus Deutschland und IP sowie Solidarnosc aus Polen gemeinsame Forderungen diskutieren, zeigt, dass eine internationale Organisierung von unten über gewerkschaftliche Grenzen hinaus möglich ist. Sie soll fortgeführt und gefestigt werden.