Black Friday: Weltweit kämpfen Arbeiter*innen für bessere Arbeitsbedingungen bei Amazon!

Pressemittleitung von Amazon-Arbeiter*innen zum Black Friday

Einmal mehr werden weltweit an diesem Black Friday und Cyber Monday Arbeiter*innen bei Amazon Millionen von Bestellungen bearbeiten, die Verbraucher*innen bereits in Vorbereitung auf das Weihnachtsfest, das Amazon auch die Peak Season nennt, bestellt haben. Jeder Artikel, der bei Amazon gekauft wird, wird von Dutzenden Händen berührt, in mehreren Warenlager bearbeitet und innerhalb weniger Tage oder manchmal sogar innerhalb von 24 Stunden geliefert. Um das zu erreichen, müssen die Arbeiter*innen in den Warenlagern hart arbeiten und sie müssen schnell arbeiten – in dem Wissen, dass sie am Ende von den gewaltigen Profiten, die Amazon in der stressigsten Zeit des Jahres erntet, nicht viel mehr als ihre gewöhnlichen Löhne abkriegen werden.

Es ist kein Geheimnis, dass Jeff Bezos die Gewerkschaften missachtet, dennoch gründen auf der ganzen Welt Arbeiter*innen in vielen Warenlagern von Amazon Gewerkschaftsgruppen, die gegen die bedrückenden Arbeitsbedingungen und die unmenschliche Behandlung ankämpfen.

In Lille, Frankreich, kämpfen Arbeiter*innen gegen die verpflichtende 6-Tage-Woche, verpflichtende Feiertagsarbeit und die rücksichtslosen Disziplinierungsmaßnahmen des Managements, mit dem die Arbeiter*innen eingeschüchtert werden sollen. Am Black Friday werden sie für die Forderung, dass Amazon Verhandlungen mit ihnen aufnimmt, in den Streik treten. Sie haben dabei Verbündete. Unterstützt werden sie von der Aktivistengruppe ATTAC und den Gelbwesten.

In Madrid, Spanien, rufen die Arbeiter*innen die Öffentlichkeit zu einem Amazon-Boykott auf. Die Öffentlichkeit soll deutlich machen, dass sie die Arbeiter*innen unterstützt und nicht die unmenschliche Behandlung in den Warenlagern.

In Deutschland streiken ab heute sechs Warenlager: Rheinberg (DUS2), Werne (DTM1), Graben (MUC3), Leipzig (LEJ1), Bad Herseld (FRA1 + FRA3) sowie Koblenz (CGN1). Dies ist bestimmt nicht das letzte Mal, dass die gewerkschaftlich organisierten Warenlager gleichzeitig in den Streik für einen Tarifvertrag treten. Die Warenlager werden von der Gewerkschaft Ver.di organisiert. Seit mittlerweile 6 Jahren streiken die Arbeiter*innen für einen Tarifvertrag. Nach wie vor lehnt Amazon Verhandlungen hierüber ab. – Wir hoffen, dass im nächsten Jahr die polnischen Arbeiter*innen, die auch für den deutschen Markt arbeiten, an den Streiks teilnehmen werden.

Amazon hat in diesem Jahr zwei neue Warenlager in Polen eröffnet und vor der Peak Season Tausende von Arbeiter*innnen größtenteils über Zeitarbeitsfirmen mit einem Monatsvertrag eingestellt. Dies erschwert den Arbeitskampf. Aber die Gewerkschaften erhalten Zulauf, weil sie sich gegen die hohen Ansprüche, die Amazon an die Arbeiter*innen stellt, zur Wehr setzen. Sie erringen Siege. So konnten sie kürzlich ein höheres Weihnachtsgeld durchsetzen als Amazon ursprünglich angeboten hatte. Auch die Bedingungen, es zu erhalten, sind weniger starr, als es das Unternehmen wollte. Die organisierten Arbeiter*innen haben damit gezeigt, dass auch in Polen Siege gegen Amazon möglich sind.

Und der Arbeitskampf geht weiter: Die Gewerkschaften fordern höhere Löhne und stabile, unbefristete Verträge sowie andere Formen der Leistungsbewertung als sie heute in den Warenlagern üblich sind. Teil dieses Kampfes ist die laufende Streikabstimmung, an der bereits 5.500 polnische Kolleg*innen teilgenommen haben. Stimmt die Mehrheit der polnischen Arbeiter*innen in den kommenden Wochen für eine Arbeitsniederlegung wird dies definitiv die Kampfkraft der Bewegung stärken.

In den USA konnten Arbeiter*innen in Chicago das Management zwingen, während der brütenden Sommerhitze Wasser bereitzustellen. Sie verteidigen ihre Kolleg*innen gegen autoritäre Manager*innen und äußern ihre Unzufriedenheit mit den stagnierenden Löhnen. In Sacramento konnten Arbeiter*innen die Wiedereinstellung von zwei Kolleg*innen durchsetzen, nachdem sie auf Basis eines Computeralgorithmus entlassen worden waren: Der Eine hatte die Arbeit versäumt, um ein sterbendes Elternteil zu betrauern. Die Andere musste sich, um ihre Kinder kümmern. In Minneapolis gingen Arbeiter*innen zum Streik raus und forderten mehr Sicherheit und mehr Respekt von den Vorgesetzten.

Weiterhin stellt Gesundheit ein wichtiges Thema für die organisierten Arbeiter*innen an den amerikanischen Amazon-Standorten dar: Landesweit arbeiten Kolleg*innen in den USA zusammen, um Verletzungsberichte von Warenlagern zu sammeln. Es überraschte niemanden, als sie erfuhren, dass die Verletzungsrate bei Amazon in den USA mindestens doppelt so hoch ist wie an ähnlichen Arbeitsplätzen in anderen Branchen. Amazon drängt die Arbeiter*innen geradezu zu Verletzungen. Ist es dann soweit, werden die Betroffenen schnellstmöglich entsorgt, wenn sie nicht länger arbeiten können. Viele Amazon-Beschäftigte in den USA verfügen über keine Krankenkassen, da es sich um Zeit- oder Teilzeitbeschäftigungsverhältnisse handelt. Für diese Arbeiter*innen hat Amazon nur ein schäbiges Angebot auf Lager und eine Zahnversicherung. Das kann kaum als umfassenden Gesundheitskonzept betrachtet werden. Außerdem erhalten die Arbeiter*innen die Leistungen keineswegs vom ersten Tag an, wie Amazon behauptet, weil die Arbeiter*innen immer zunächst als Zeitarbeiter*innen angestellt werden. Aber Amazon setzt noch eine Schippe drauf: Die kürzliche Lohnerhöhung auf 15$ führte dazu, dass viele Arbeiter*innen ihren Zugang zur staatlichen Gesundheitsversorgung verloren. Amazon wird den Arbeiter*innen erst dann eine vergleichbare Leistung bieten, wenn das Unternehmen durch Gesetze dazu gezwungen wird.

Am Black Friday werden sich Jeff Bezos sowie die Aktionär*innen und Investor*innen, die gewaltigen Profite, die die Arbeiter*innen in den Warenlagern während des Peaks erwirtschaftet werden, selbst aneignen. Sie werden weiter obszönen Reichtum anhäufen, während die Angestellten gezwungen sind, lange Wochen zu arbeiten, und dabei wie Roboter oder Vieh behandelt werden: Sind sie verletzt werden sie entsorgt. Sie haben überhaupt keine Verfügungsgewalt über die Arbeit und nur wenig Verfügungsgewalt über ihr Leben. Aber die Tage, an denen Amazon Arbeiter*innen ohne Konsequenzen ausbeuten konnte, sind gezählt. Wir sind nicht mehr bereit, uns zurückzulehnen und dem reichsten Mann der Welt erlauben, uns zu misshandeln. Wir kommen zusammen, um gemeinsam zu handeln, um als globale Bewegung zurückzuschlagen, nicht nur in einem Land, sondern in jedem Land, in dem Amazon Geschäfte macht. Wir haben Jeff Bezos reich gemacht, und wir verdienen etwas Besseres als die Krümmel vom Kuchen. Wir rufen alle Amazon-Arbeiter*innen auf der ganzen Welt auf, sich mit ihren Kolleg*innen zu organisieren, für unsere Themen zu kämpfen und das Unternehmen spüren zu lassen, dass ohne uns die Lieferketten still stehen. Ohne uns gibt es kein Amazon! Arbeiter*nnen aller Länder, vereint Euch hier und jetzt, dann werden wir nicht nur dieses Unternehmen verändern, sondern die ganze Welt!

 

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